Pressebericht SHZ, Dieter Wrege

1998

Der Mann, der sich nicht traut…

Boulevardkomödie von Curth Flatow

Die Geburtstagstorte zum 20. versüßte sich die Küster-Truppe mit einer glänzend gelungenen Premiere selbst. Und das mit einem Stück, das die Bühne 1986 unter der Regie von Irene Droz schon einmal aufführte, nämlich mit dem Lustspiel Der Mann, der sich nicht traut… Aus dem damaligen Ensemble war dieses Mal noch Arnold Jacobsen dabei, der erneut den Robertino, den Principale aus dem italienischen Ristorante von nebenan, spielte und in dieser Rolle molto bene zuhause war. Andere Ehemalige weilten mitsamt der damaligen Regisseurin Irene Droz unter den Zuschauern.

In der turbulenten Handlung geht es um den glücklich geschiedenen Standesbeamten Wolfgang Jäger, glänzend dargestellt von Karl-Heinz Knies, der mit seinem Sohn Ullrich (Jörg Mielack) ein vermeintlich glückliches Junggesellenleben führt. Das vom mittlerweile von Magenschmerzen geplagten Beamten immer wieder zu hörende Motto lautet: Es gibt keinen Heiratsgrund. Und den sieht Herr Jäger auch nicht, als der Filius die schöne (und von ihm schwanger gewordene) Gaby (Meike Lützen) ehelichen will und meint: Wann ich Großvater werde, bestimme ich.

Es kommt soweit, daß der Standesbeamte Jäger beinahe seine Sekretärin Fräulein Lamm (Henny Knies) zur Frau nimmt. Das aber verhindert ein Wolkenbruch und der daher unfreiwillige Aufenthalt bei der Tante der Gaby, der Modistin Julia (Margrit Kreutzfeldt), die Herr Jäger, ohne es gleich zu wissen, zur werdenden Mutter macht. Aus Angst, jeden Morgen dasselbe Gesicht neben sich auf dem Kopfkissen zu sehen, zögert Herr Jäger mit weiteren Eheabsichten und hält ein zweimaliges Beisammensein pro Woche für ausreichend. Das verursacht zunächst Empörung bei Julia. Diese mildert sich ab, als der Mann, der sich nicht traut auf dem Krankenlager Besuch von eben dieser Julia bekommt. Obwohl man Liebe dosieren sollte (O-Ton Jäger), feiert sie schließlich einen vierfachen Triumph: Lämmchen aus dem Büro des Standesbeamten ist sich mit dem Signore Principale Robertino einig, der auf seine fernöstliche Liaison verzichtet. Sohn Ullrich wird seine Gaby heiraten, die immer alles megamäßig voll cool findet. Herrn Jägers Ehemalige, die flotte Sonja Jäger (Enke Jappsen), steigt in eine etwas betagte Liebe ein. Und Herr Jäger und Julia lassen sich von Jägers ungeliebtem Kollegen trauen. Julias Liebschaft mit Flugkapitän Teddy B. (Christian D. Rowell) , hatte sich vorher in Luft aufgelöst. In dieselbe verflüchtigte sich der Jetpilot schleunigst, um zu seiner Frau heimzukehren. Daß es mit Herrn Jägers Magenschmerzen aufwärts ging, war schließlich Herrn Dr. Gnippich (Albert Hansen) zu verdanken.

Flatows Komödie bekam durch die vielen Bonmots und Gags einen flotten Drive. Freilich waren auch viele Seitenhiebe für die Institution Ehe vesteckt. Flatow läßt einen Akteur sagen, daß die Ehe der einzige Unfall ist, bei dem man zuerst verbunden und dann verletzt wird.

Die Regie führte Friedhelm Küster, der mit seiner Truppe eine enorme Arbeitsleistung bot. Schon die Bewältigung der Technik war eine Herausforderung, die nur mit einem guten Team im Hintergrund zu schaffen war: mit Siegfried Fischer (Bühnenbild), Hinrich Winter (Technik), Heiner Christiansen (Beleuchtung), Claudia Samson (Maske), Tanja Labatzki und Corinna Eckerich (Frisuren). Aus dem Kasten soufflierte Anke Küster, das sehr gelungene Jubiläumsplakat hatte Christian D. Rowell entworfen. Interszenarischen Applaus (ein Novum!) gab es in den halbdunklen Pausen zwischen den 13 Bildern dieses Stücks, als Sigi Fischers Bühnenbauer mit flinken Bewegungen den Umbau besorgten und aus dem Standesamt blitzschnell eine Wohnküche, ein Schlafzimmer oder eine Boutique zauberten. Ich hatte da so meine Bedenken, sagte Küster, der aber selbst überrascht war,wie gut alles lief. Das befand auch Bürgervorsteherin Beate Jandt, die zum Jubiläum und großen Erfolg gratulierte. Gratulationen hatte der Bühne auch ihr Gründer Eckhart Alexander Wachholz übermittelt. Er konnte der Einladung nach Niebüll nicht folgen. Der Grund: er mußte Theater spielen.

 

Pressebericht SHZ, Dieter Wrege

1999

Melonen und Millionen

Kriminalkomödie von Steve Sekely u. Peter Berneis

Vielleicht war’s auch mal ganz gut, sich eines schwächeren Stoffes zu bedienen und das Leistungsvermögen des Bühne-Ensembles stärker zu fordern. Wenn’s denn so war, ist das gut gelungen. Der Krimi Melonen & Millionen (Englischer Titel: The Dolphins are waiting) des Autoren-Duos Steve Sekely und Peter Berneis hält sich zwar an die Gesetzmäßigkeiten seines Genres, was Spannung, Verwirrungen, labyrinthartige Verwicklungen und langsames Anschleichen an die Lösung angeht. Doch als Kriminallustspiel durchleidet der Stoff die Gratwandlung zwischen Klamotte und Komödie. Mag sein, daß die sprachlichen Schwächen und eine ebenso schwache Übetragung ins Deutsche mitschuld sind. Küster hat aus dem Originaltext einiges herausgelassen und diesen aktuell angereichert (z.B. mit der Gullydeckel-Nummer bei einen Klunker-Raub).

Worum ging’s? Die gutbetuchte Lady Harriet (Margrit Kreutzfeldt) schreibt Krimis und läßt sie mit Ganovenhilfe in Realität umsetzen. Die Gangster das sind der mit der Hand geschickte, aber ansonsten nicht sehr pfiffige George (Christian D. Rowell) und Captain Jim (Karl-Heinz Knies), dessen Faible Polizistenrollen sind. Die Krimiautorin ist umgeben von zwei schrullig-skurrilen Typen: Miss Evelyn (Henny Knies) und Miss Gladys (Enke Jappsen) beide durch das Wissen um die Geschäfte der Lady zu Komplizinnen avanciert. In die Szene platzt die reiche, erlebnishungrige us-amerikanische Touristin Indigo Smith (Maike Lützen) hinein, die nach und nach mitbekommt, was da läuft. Was läuft, fließt übrigens nicht in die Handtasche der Lady. Nach Art eines modernen Robin Hood läßt Lady Harriet den Erlös aus den Raubzügen, darunter auch eines Millionenraubs um Mitternacht, der verarmten Kirche und sozialen Einrichtungen zukommen. Erstere wird vertreten durch Vikar Caxton (Albert Hansen), der sich dann und wann zur Freude von Miss Evelyn mit einem guten Tropfen bedankt. Alles nimmt seinen geordneten Gang, bis eine fatale Panne passiert, als Evelyn und Gladys dem Ganoven George Kelly (der eigentlich schon hätte weg sollen) ohne Wissen und Plazet der Lady ein Manuskript in die Hände spielen, das den Weg in den Londoner Tower weist. Was der Ganove dort klaut, soll wegen der drei noch folgenden Aufführungen (am 22., 23., und 24. April) nicht verraten sein. Daß es aber eine ganz heiße Nummer ist, deutet sich im furiosen Finale an, in dem der Bruder der Lady und Chef der Tower-Guard, Sir Edward (Arnold Jacobsen), eine wichtige und spektakuläre Rolle spielt. Des Schreibens und der nervenzehrenden Spannung offenbar müde, kündigt Lady Harriet am Schluß an, sich zurückziehen und nicht mehr schreiben zu wollen. Doch als Vikar Caxton mit neuen Ideen kommt, ist Lady Harriet, angestachelt von ihrer schrulligen Umgebung, sogleich wieder Feuer & Flamme, um neue (Un)Taten auszuhecken.

Alle sieben Szenen spielen in der Pförtnerloge von Chattenham Castle, die übrigens von Bühnenbildner Siegfried Fischer wunderschön möbliert und ausgestattet war (und gleich eingangs mit viel Applaus bedacht wurde). Die Aufführung war perfekt inszeniert. Ebenso gut funktionierte die Hintermannschaft mit Licht- und Tontechnik, Maske, Frisuren und Requisite. Viel Aufmerksamkeit galt dem Detail.

Etwas mehr Aufmerksamkeit haben seit Jahr und Tag die letzten beiden Parkettreihen der Stadthalle verdient. Sie bleiben mit ihren 60 Plätzen permanent leer, weil von dort nichts zu sehen ist. Ob sich da nicht etwas ändern ließe?

 

Pressebericht SHZ, Dieter Wrege

2000

Lovejogging (..wenn die Liebe brennt)

Boulevardkomödie von Derek Benfield

Einen noch nie dagewesenen Erfolg feierte das Niebüller Amateurtheater Die Bühne. Zur Boulevardkomödie Love Jogging kamen in sechs nahezu ausverkauften Vorstellungen 1 600 Theaterfreunde in die Stadthalle.

Aller Voraussicht nach werden es mit diesem Stück sogar noch 2 000 werden. Denn Bühne-Chef Friedhelm Küster ist von Karin Leu (Bücherstube) davon überzeugt worden, dass es eine weitere große Nachfrage gibt. Dann müssen wir eben mit einem Sommertheater nachlegen, deutete Küster Vorstellung Nummer 7 an, die dann voraussichtlich im Juli stattfinden dürfte. Fiedhelm Küster sprach von einem Glücksfall, da sein Ensemble in Proben und Vorstellungen zu großer Spielfreude auflief und sich in den Rollen offensichtlich wohl fühlte. Alle standen sie hinter diesem turbulenten Stoff.

Jeder im Quintett der 2000er Bühne-Mannschaft hatte dennoch einige Besonderheiten einzubringen. Maike Lützen (spielte die Simone) entpuppt sich zunehmend als ein vielseitig verwendbares Talent, das alle Frauenrollen zwischen 20 und 40 spielen kann. Karl-Heinz Knies (Bernhard) sind urkomische Rollen stets wie auf den Leib geschrieben, wenn sie ihn mimisch und gestisch fordern. Dann läuft er zur Hochform auf. Das Naturtalent Henny Knies (Jessica) ist längst eine Art Volksschauspielerin geworden, die mit ihren Rollen wächst. Gute Anlagen bewies erneut Jörg Mielack (Stefan), der einzige gelernte Schauspieler in der Theatergruppe. Obwohl schon in kleinen Rollen dabei, zählt Claudia Samson noch zu den Newcomern. Sie bestand ihren Part als Gaby jedoch gut und wird mit zunehmender Spielerfahrung sicher tiefer in den Bühne-Stamm hineinwachsen.

Eine gewichtige Rolle spielte dieses Mal auch das Publikum, das in allen sechs Vorstellungen nach Beobachtungen der Bühne-Regie gleichbleibend begeistert mitging, ständig am Kichern war und die Gags und Pointen mit Lachsalven honorierte.

Sechs Aufführungen und 1 600 Besucher. Das bedeutete eine bis zu 90-prozentige Auslastung.

Für ein reibungsloses Funktionieren auf der Bühne zeichnete eine gute Hintermannschaft verantwortlich. Den Part der Souffleuse hatte Margrit Kreutzfeldt übernommen; für die immer richtige Beleuchtung der Szenerie hatte sich Heiner Christiansen und für die Technik Albert Hansen eingesetzt. Corinna Eckerich besorgte Maske und Frisuren, Katarina Jappe und Anke Küster die Requisite. Siegfried Fischer hatte das gewohnte passende Bühnenbild gebaut, das man übrigens leicht transportieren kann, falls externe Aufführungen anstehen wie die beiden Vorstellungen an diesem Wochenende und am 15. Juli im Kursaal zu Wyk auf Föhr.

Friedhelm Küster war hocherfreut, dass die Bühne mit ihren diesjährigen Aufführungen sehr viele Jugendliche erreicht hat. Eine Vorstellung beflügelte die folgende durch Mundpropaganda. Das Publikum kam aus ganz Südtondern, einzelne Fans sogar noch von weiter her.

 

Pressebericht SHZ, Dieter Wrege

2001

Schlüssel für Zwei

Boulevardkomödie von John Chapman u. Dave Freeman

Ein Schlüssel für Zwei: Schon der Titel des neuen Stücks im 20. Jahr des Bestehens der Niebüller Theatergruppe Die Bühne verrät, dass es bei der Premiere am 16. März auf den Brettln der Stadthalle hoch hergehen wird. Die Bühne hat sich nach mehreren freilich auch sehr gut gelungenen Ausflügen ins Genre des Krimis wieder dorthin begeben, wo sie sich am stärksten fühlt und wo sie zu Hause ist: auf den Boulevard.

Es darf also wieder herzhaft gelacht werden, wenn Regisseur, Intendant und Bühne-Boss Friedhelm Küster das Zeichen Vorhang auf gibt. Nach nur kurzer Stück-Suche ist Küster bei den englischen Autoren John Chapman und Dave Freeman fündig geworden. Beide sind Meister turbulenter Szenenabläufe und wissen die Klaviatur der Pointen und Gags virtuos zu spielen. Auch die Vorgabe, aus seiner Theatergruppe möglichst viele Spieler einsetzen zu können, sah Küster in dem Stück erfüllt. Die Vorgabe Komödie erfüllte sich für den Theatermann Küster schon beim Blick auf den Titel.

Und der verspricht in der Tat schon mal das, was vom Boulevard-Theater von lockerer und heiter abgehobener Unterhaltung erwartet wird. Das mit viel Situationskomik gespickte Stück ist häufig aufgeführt worden. Es gibt die von Paul Overhoff ins Deutsche übertragene Komödie auch auf Platt, weil die niederdeutsche Theaterliteratur offenbar mengenmäßig zu beengt ist. Küster hat am Stück, ohne ihm dem Drive zu nehmen, einiges verändert und die Handlung nach Norddeutschland verlegt: eine kleine Rolle wurde dazu geschrieben; den Akteuren wurden deutsche Namen gegeben. Doch die das Schwankhafte bestimmenden Elemente Verwirrungen, Verwechslungen, Turbulenzen blieben unangetastet. Dieses Stück lebt aber vor allem von den Dialogen.

Die Bühne hat im Juli mit den (Lese)Proben begonnen, nachdem sie sich vom Lovejogging erholt hatte. Im Stück geht es um eine junge Frau, die zwei Liebhaber hat, von ihnen ausgehalten wird und recht gut lebt. Beide Herren sind verheiratet. Ihre Ehefrauen machen ihnen Probleme, da auch bei ihnen einiges über Kreuz läuft. Jede der handelnden Figuren ist auf ein gutes Timing bedacht und darauf, Kollisionen zu vermeiden. Das aber geht schließlich in die Hosen, verrät Küster, dem die vielen Proben nicht nur Arbeit, sondern auch Spaß brachten, der sich mit der Vorfreude auf die Reaktionen der Niebüller Theaterfreunde noch steigert. Das ist was, hieß es schon Ende August in der Gruppe, die auch voll hinter diesem Stück steht.

Friedhelm Küster ist es in seiner Funktion als Gruppenchef auch daran gelegen, dass das Team-Feeling stimmt. Das drückt sich darin aus, dass auch die unsichtbaren Rollen im Ensemble bravourös bewältigt werden: Beim Bühnenbild, in der Maske, Requisite, Werbung, Technik und im Kasten der Souffleuse.

Premiere des Schlüssels ist am 16. März um 20 Uhr in der Stadthalle. Wegen des zu erwartenden Zuspruchs stehen auch schon die Termine für die fünf folgenden Aufführungen fest: 17., 22., 23., 29. und 30. März (alle um 20 Uhr). Der Vorverkauf hat im Dezember begonnen. Alle Aufführungen sind schon heute zu fast 70 Prozent verkauft.

 

Pressebericht SHZ, Erschienen: Nordfriesland Tageblatt, 18.03.2002

Wenn die Technik verrückt spielt

NIEBÜLL ((kon))

Ping Pong

Komödie von Michael Frayn

Nach neunmonatiger Vorbereitungszeit und siebenmonatiger, wöchentlicher Proben ist es den Mitspielern der Niebüller „Bühne“ gelungen, die Komödie „Ping Pong“ von Michael Frayn so hervorragend wiederzugeben, dass der Applaus zuletzt nicht enden wollte. In fünf Einzelszenen nahmen sich acht der insgesamt 15 Theaterspieler – alle „professionelle“ Laien – Situationen des täglichen, technisierten Lebens vor.

Dass das schwierige Zusammenspiel der nicht funktionierenden Kommunikation in der Stadthalle funktionierte, dafür sorgten mit hohem technischen Aufwand und zwei Computern Hinrich Winter und Heiner Christi a nsen. 85 verschiedene Geräuscheinblendungen mussten perfekt zusammenpassen. Es „pingte“, summte und brummte ununterbrochen. Es wimmerte, jaulte und klingelte aus allen Ecken der Stadthalle.

Als in der ersten Szene das Telefon auf der Bühne „explodierte“, weil es den vielen Botschaften auf dem Anrufbeantworter nicht mehr gewachsen war, löste der Qualm den echten Feuermelder aus, obwohl er angeblich ausgeschaltet war. Eine Panne, die wunderbar passte! Die Feuerwehr kümmerte das wenig: Sie ließ den Melder schrillen.

Der totale Kollaps des Telefons beendete eine total verrückte fernmündliche Kommunikation. Das Ehepaar Micki (Nicole Ketelsen) und Jürgen (Jörg Mielack) erwartet Besuch von Dave (Karl-Heinz Knies) und Jürgens Mutter (Henny Knies). Die Gastgeber suchen verzweifelt nach ihren Gästen, die weder am ausgemachten Flughafen-Gate in Berlin-Schönefeld noch zu Hause angekommen waren. Um die Sache zu forcieren, strapazieren alle den Anrufbeantworter von Micky und Jürgen. Der versucht verzweifelt, seine neuesten Infos jeweils an den nächsten Anrufer weiterzugeben. Doch das Band stoppt nach jeweils 25 Sekunden. Was online geht, ist Nachrichtensalat.

Auch die Szene der Gastgeber und ihrer mit gnadenloser Ausdauer gesegneten Gäste wird dem einen oder anderen Zuschauer bekannt vorgekommen sein. Im lindgrün-grellpinkfarbenen Wohnzimmer des Ehepaares John (Karl-Heinz Knies) und Judy (Margrit Kreutzfeldt) versuchen die Gäste Nicholas (Jörg Mielack) und Nancy (Maike Lützen), es sich gemütlich zu machen. Designer-Möbel und High-Tech-Anlagen der Gastgeber verhindern das allerdings gründlich.

Die Technik spielt total verrückt. Zuerst „pingt“ es nur, bis dann zu guter Letzt alles jault und quietscht. Das Telefon gerät ebenfalls völlig aus dem Häuschen. Die Nerven liegen blank. Nicholas brüllt: „Wir sind doch nicht hergekommen, damit wir wie Schäferhunde im Haus herumirren, um verloren gegangene Anrufe einzufangen.“ Judy versucht, die Weinflasche mit Hilfe eines Superkorkenziehers zu öffnen. Doch das geht in den Finger. Blut fließt, so echt und knallrot, wie Theaterblut nur fließen kann. Die Szene wird unterbrochen.

Zwei Zwischenszenen vergnügen die Zuschauer. Zwei Gäste unterhalten sich auf einer Party, bei der der Lärm so unerträglich ist, dass jeder nur raten kann, was sein Gegenüber sagt. Der Verlauf des Gespräches ist bizarr und wird nicht verraten. „Stunden“ verrinnen. Der Blumenstrauß von John und Judy ist längst verwelkt. Doch die Gäste gehen und gehen nicht. Nicholas ist stinksauer. Neue Szene: Zwei Ehepaare Michael (Albert Hansen) und Melanie (Maike Lützen) sowie Laurence (Karl-Heinz Knies) und Lynn (Henny Knies) beziehen zwei nebeneinander liegende Hotelzimmer. Was sich da in der Nacht abspielt, das kann an dieser Stelle auch nicht verraten werden.

Doch eines ist sicher: Die Komödie ist von der ersten bis zur letzten Sekunde ein Hochgenuss, dem wirklichen Leben mit Witz und oftmals spitzer Zunge glänzend nachempfunden. Sie steht unter dem Motto von Arthur Schnitzler: „Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos.“ Der 1933 geborene Autor Michael Frayn ist Engländer, der nach abgeschlossenem Philosophiestudium in Cambridge zunächst als Reporter, dann als Journalist arbeitete. „Ping Pong“ entstand 1998.

Friedhelm Küster, seit zwölf Jahren Leiter der Niebüller „Bühne“, wertete die Komödie als Herausforderung. Seiner Meinung nach ist sie in Schleswig-Holstein noch nicht zur Aufführung gekommen. „Ein kompliziertes Stück für Amateure“, sagte er. „Es gibt keine durchgängige Handlung und die Texte sind schwierig zu lernen.“ Seine Niebüller The atergruppe, die im kommenden Jahr ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum feiert, spielte das Stück sehr souverän – laut Küster eine wunderbar harmonierende Gruppe, die es versteht, unvergessliche Stunden zu bereiten.

 

Erschienen: Nordfriesland Tageblatt, 01.04.2003

Wo der Händler an der Pistole nagt

Niebüll(kon)

Dass ein Joghurt pro Tag einen Mann nicht satt machen kann, leuchtet ein. Dass „Ein Joghurt für Zwei“ in der Lage ist, zwei ausgewachsene Männer in den (Hunger-)Wahnsinn zu treiben, davon konnte sich das Publikum in der fast ausverkauften Niebüller Stadthalle zur Premierevorstellung der Theatergruppe „Die Bühne“ überzeugen. Bürgervorsteherin Beate Jandt gratulierte zum 25-jährigen Bestehen der Bühne im Namen der Stadt und von Bürgermeister Wilfried Bockholt, der sich das Stück ebenfalls nicht entgehen ließ.

Gegründet wurde „Die Bühne“ 1978 von Eckard Wachholz. Bis 1983 war der Lehrer an der Friedrich-Paulsen-Schule Spielleiter. Dann übernahm Irene Droz die Regie. 1990 wurde sie von Friedhelm Küster abgelöst. Ob Regie oder Management, Pressearbeit oder Vermarktung der Stücke, Küster nimmt alles selbst in die Hand. Dank seiner „hervorragenden Gründlichkeit und Weitsicht“ hat er laut Beate Jandt nicht nur die laufenden Vorstellungen im Griff, sondern auch die Terminplanungen für die nächsten Jahre. Wie ein Ensemblemitglied anerkennend feststellte, „wären wir ohne den unermüdlichen Einsatz von Friedhelm Küster nicht da wo wir heute sind.“

Die „Bühne Niebüll“, seit 1992 Mitglied im Landesverband der Amateurtheater Schleswig-Holstein, besteht aus 14 Mitgliedern, sieben Frauen und sieben Männern. Für die Bühnendekoration sind Siegfried Fischer und Bettina Christi a nsen verantwortlich. Hinrich Winter hat die Technik und Beleuchtung übernommen. Für Maske und Frisuren sorgt Claudia Samson. Nicole Ketelsen hilft als Souffleuse weiter, wenn es mit dem Text mal hapert. Die Grafiken entwirft Thorsten Knies, das Programm Nicole Ketelsen.

Der Spielplan umfasst neben Komödien und Farcen auch Kriminalstücke wie den 1996 inszenierten Durbridge-Klassiker „Plötzlich und unerwartet“. Dass Friedhelm Küster bei der Auswahl der niveauvollen Stücke und Besetzung der Rollen eine glückliche Hand hat, beweisen die stets nahezu ausverkauften Vorstellungen. „Die Bühne gehört zum festen Bestandteil der Niebüller Theatersaison“, unterstrich die Bürgervorsteherin. Die Zuschauer freuten sich jedes Mal auf „ihre Laiendarsteller“.

Bevor die nun auf der Bühne erschienen, wurde das Publikum „passend“ zum Ungemach von Diäten mit der spöttischen Aufforderung von Udo Jürgens „Aber bitte mit Sahne“ eingestimmt. Davon können die beiden Hauptdarsteller der Boulevardkomödie „Ein Joghurt für Zwei“ von Standley Price allerdings nur träumen.

Ort der Handlung ist eine Diätklinik, in der Amadeus Fischer alias Karl-Heinz Knies, wohlhabender Immobilienhändler, und seine Frau Esther (Henny Knies) ihren Wohlstandsspeck lassen wollen. Schwester Lucy (Maike Lützen) reicht von früh bis spät Zitronensaft, der Fischer langsam aber sicher zermürbt. Er träumt von „Rindersteakherden“ und gebratener Leber mit Äpfeln und Zwiebeln. Als der entflohene Häftling Kutte Kaminski (Jörg Mielak) in seinem Zimmer Unterschlupf vor der Polizei sucht, kommt Würze in die Handlung. Er erlauscht Nummern von Schwarzgeldkonten des Händlers, der sie unbefangen am Telefon ausplaudert. Kutte wittert seine Chance und erpresst Fischer. Wieder bläst Udo Jürgens zum Sturm auf das Kuchenbuffet. „Knacki“ Kutte quält der Hunger inzwischen genauso wie sein Opfer. Brüderlich teilt er sich seine aus Brotteig geformte Pistole mit Amadeus Fischer.

Das Theaterstück von Price lebt weniger von der Handlung als vielmehr von den niveauvollen, vergnüglichen Dialogen und Monologen der Spieler. Viel passiert nämlich nicht im Klinikzimmer von Immobilienhändler Fischer. Die regelmäßig zum Frühjahr angepriesenen Diätkuren werden auf die Schippe genommen und die Handlung mit einer ordentlichen Prise Pfeffer gewürzt. Was dabei herauskommt entbehrt nicht der Komik. Die acht Theaterspieler – außer den bereits erwähnten sind das noch Mitpatient Manning (Albert Hansen), Klinikchefin Dr. Schmalkopf (Margrit Kreutzfeldt), der Inspektor (Heiner Christiansen) und Diätköchin (Claudia Samson) – geben sich am laufenden Band Fischers Türklinke in die Hand. Der bindet sie gelegentlich zu, um sich in Ruhe seine versteckten Schokoladenriegel in den Mund zu stopfen. Die Geschichte endet wie sie begann – doch das soll sich das Publikum selbst anschauen.

 

Erschienen: Nordfriesland Tageblatt, 08.03.2004

Kurzschluss zündet Feuerwerk

aus turbulenten Szenen und Gags

Niebüll(Dieter Wrege)

Zum zweiten Mal wagte sich das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ an die schwierig zu inszenierende „Komödie im Dunkeln“. Zum zweiten Mal feierten Regisseur Friedhelm Küster und sein 14-köpfiges Team mit dieser Farce des englischen Dramatikers und Erfolgsautors Peter Shaffer einen großen Erfolg. Der war nicht nur dadurch vorprogrammiert, dass die „Bühne““ mit ihrem 23. Stück im 26. Jahr ihres Bestehens längst Kult und Institution in der Stadt Niebüll ist. Er kam vor allem durch die großartigen Leistungen der Amateurschauspieler zu Stande.

Für die Neuauflage hatte Küster nicht nur bessere sächliche Voraussetzungen sondern auch einen Tausendkünstler Hinrich Winter (Technik) als Rückendeckung sowie ein Team, dem die Rollen geradezu auf den Leib geschrieben schienen.

Da gibt es den am Hungertuch nagenden Bildhauer Brindsley Miller (Jörg Mielack) , der den Millionär und Sammler Godunow (Siegfried Fischer) als Käufer und Mäzen gewinnen will. Um ihn in einem nicht zu ärmlichen Ambiente empfangen zu müssen, leiht er sich von seinem pinnigen Nachbarn Harold Goringe (Albert Hansen) dessen wertvolles Mobilar aus. Ebenfalls hatte sich Colonel Melkett (Karl-Heinz Knies), der Vater seiner Verlobten Carol (Claudia Samson), angesagt. Während sich Mr. Miller und die Melketts das Warten auf den Russen Godunow mit Miss Furnival (Henny Knies) – sprich „Förnie“ – teilen, gibt es einen Kurzschluss. Gag des Autors: die Akteure auf der Bühne „spielen“ das Dunkel auf der Bühne nur, das die Zuschauer im Parkett als Helligkeit erleben.

In die Szene platzt der Mann vom E-Werk (Heiner Christiansen) hinein ebenso wie Mr. Millers „Ex“ Clea (Maike Lützen). Eine turbulente Serie von Gags nimmt ihren Lauf, der sich in rasanter Dramaturgie von null auf hundert steigert. Die Story hat viele Nebenhandlungen, in der der Gag zwar als Würze dient, aber nie vom Thema ablenkt.

Küster konnte sich ein wenig Lokalkolo rit nicht verkneifen und ließ Miss Furnival über die Niebüller Saatkrähen schimpfen. Überhaupt Henny Knies: Sie hatte die ers ten Reaktionen des zunächst verhalten zuschauenden Publikums ausgelöst, dass danach für den Rest des Abends gut drauf war. Sehr unterhaltsam auch ihre Demo von puritanischer Scheinheiligkeit, mit der sie, versteckt hinter der Limonadenfassade, dem Gin zusprach.

Einen großen Sprung nach vorn taten Claudia Samson und Albert Hansen. Beide hatten sich nach kleinen Rollen „hoch gespielt“ und sich (Küster) einen großen Part verdient, den sie auch großartig bewältigten: Albert Hansen, der den schwulen Nachbarn spielt, und Claudia Samson in einer viel Fleiß abfordernden Rolle als Carol.

Sicher und eindrucksvoll auch die in Nebenrollen agierenden Heiner Christiansen und Siegfried Fischer (dem übrigens wieder ein großartiges Bühnenbild gelungen war, zu dem auch der Niebüller Raumausstatter Horst Becker beigetragen hatte).

Gewohnt souverän spielte Karl-Heinz Knies einen ebenso zackigen und gefechtsbereiten Colonel hervorkehrend wie einen starrköpfig-gestrengen Vater, der seine Tochter Pummelchen nennt und ihre Liebesambitionen noch kritischer verfolgt als ein militärisches Manöver. Ebenso souverän und sicher auch Maike Lützen, wenngleich ihre zu sehr ins Berlinerische abgleitende Zunge nur schwer in die Sprache der englischen Farce einzuordnen war. Der schwierigen und mit viel Text beladenen Hauptrol le entledigte sich Jörg Mielack mit großer Sicherheit und komödiantischem Talent.

Bürgervorsteherin Anja Cornils hatte eingangs ein erwartungsfrohes Publikum begrüßt und erklärt, dass sie sich jedes Jahr auf die „Bühne“ freue.

 

Pressebericht SHZ Dieter Wrege

2005

Tosender Beifall für „Verzwickte Verhältnisse“ in der Stadthalle

Das Amateurtheater „Die Bühne“ traf mit seiner neuesten Premiere wieder ins Schwarze: Jeder im Stück hat so seine Probleme – und die Theater-Besucher haben gut lachen darüber.

Alle hatten sie ihre Probleme: die Schröders, die Bischofs und auch Wohlerts. Der britische Autor Richard Harris packte die nachbarschaftlichen Spannungen in eine Komödie, die sich zwar deutlich vom Boulevardtheater abhob, doch gleichwohl mit knalligen Pointen und Situationskomik gewürzt war.

Auch bei der neuesten erfolgreichen Premieren-Aufführung des Amateurtheaters „Die Bühne“ blieb in der Stadthalle in Niebüll kein Stuhl frei. Amüsiert verfolgte die Theater-Gemeinde Irrungen und Wirrungen und belohnte die Schauspieler am Ende mit rauschendem Beifall.

Wolfgang Spier hatte den schwer zu spielenden Jux ins Deutsche übertragen und gab ihm von der Lokalität her einen leicht hanseatischen Touch. Doch eigentlich könnten die „Local Affairs“ überall spielen, wo Menschen in Mietskasernen einander auf die Pelle rücken.

„Verzwickte Verhältnisse“, so der Titel der Komödie, herrschen in einer großen Wohnanlage, in der eine Wohneinheit der andern gleicht. Der von Beginn an offene Vorhang gibt den Blick frei auf drei verschiedene Räume: Wohn- und Schlafzimmer sowie Küche, in denen drei Ehepaare nebst Anhang eine Rolle spielen. Den Stoff für seine Geschichte schöpft der Autor aus Beziehungsproblemen der handelnden Figuren. Bei den Bischofs (Albert Hansen/Nicole Ketelsen) kriselt es ehe-intern. Das schrullige Arzt-Ehepaar Wohlert (Karl-Heinz Knies/Margrit Kreutzfeldt) will dem Alltag in Richtung einer Faschings-Party entfliehen und ist sich uneins über die Maskerade, die von Marlene Dietrich über Batman bis zu Pippi Langstrumpf reicht.

Bei den Schröders (Jörg Mielack/Maike Lützen) werden die ohnehin schon bestehenden Probleme durch die Schwiegermutter (Henny Knies) belastet und machen einerseits das „Mama-Muttersöhnchen-Verhältnis“ deutlich und eskalieren andererseits zum „Schwiegermutter-Schwiegertochter-Krieg“, der sich hinter der Maske scheinheilig-falschen Lächelns abspielt. In der Komödie wird Henny Knies, bei der „Bühne“ seit Jahren „Knalltüte vom Dienst“, zur zentralen Figur. Den drei Ehepaaren gesellen sich der Arztkollege und Junggeselle Peter (Heiner Christiansen) und die sitzengelassene Kathi (Claudia Samson-Hoeg) hinzu.

Das Stück war insoweit schwer in Szene zu setzen, als drei voneinander getrennte Handlungen parallel liefen und zunächst nur durch die Lokalität der uniformen Wohnungen miteinander verbandelt waren.

Friedhelm Küster wagte sich in seiner 15. Inszenierung dennoch an die schwierige Aufgabe, in der ihn allerdings eine gut aufeinander eingespielte Besetzung unterstützte. Die Schwierigkeit für die Regie lag darin, die Lücken zwischen den sprunghaft wechselnden Situationen nicht zu groß werden zu lassen. Doch gut gesetzte Pointen und die ihnen folgenden Reaktionen eines gespannt mitgehenden Publikums hielten ein flottes Tempo aufrecht, das der Premiere dieses im Lande uraufgeführten Stücks zu einem sehenswerten Erfolg verhalf.

In den Applaus verdient auch die Mannschaft hinter den Kulissen einbezogen zu werden – Bühnenbau: Siegfried Fischer, Deko und Soufflieren: Bettina Christiansen, Technik: Hinrich Winter, Requisite: Katarina Jappe, Maske und Frisuren: Claudia Samson-Hoeg.

 

Pressebericht SHZ Dieter Wrege

2006

Rückblick auf 30 Jahre ziemlich kriegerische Ehe

Eine gelungene Premiere bot die Niebüller Amateurtheatergruppe „Die Bühne“ ihren Fans mit einer Komödie von Curth Flatow.

Es war wieder mal die „Bühne“ wie sie leibt und lebt und spielt. Und dann auch noch in einer Flatow-Komödie, in der es von köstlichen Dialogen, auch wenn sie zuweilen nahe der Gürtellinie liegen, nur so sprüht. Das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ lieferte in ihrer 25. Premiere mit dem Stück „Ein Mann – Ein Wort“ oder „Der Dreißigjährige Krieg“ einen gelungenen Spaß ab und erntete am Ende eine ganze Serie von Vorhängen.

In der Stadthalle herrschte Feststimmung. Man war gespannt, was die bewährte Truppe um ihren Chef und Regisseur Friedhelm Küster zu bieten haben würde. Schon im ersten Applaus entlud sich gespannte Erwartung, nachdem Sigi Fischers Bühnenbild als erster Augenschmaus verdaut war.

Als sich Karl-Heinz Knies und Margrit Kreutzfeldt in ihrer Rolle als das Schriftstellerehepaar Robert und Brigitte Schoenberger aus den Federn ihres französischen Betts hoch räkelten, war komödiantischer Drive schon mal angeschoben. Mit ihnen nahm die Geschichte, ein turbulenter Rückblick auf 30 Jahre „ziemlich kriegerischer Ehe“, ihren Lauf. Acht Akteure erzählten die Story von einem umtriebigen Bühnenautor, der mal gute, mal weniger gute Stücke lieferte und sich zuweilen in fremden Betten vergnügte, und dessen Ehefrau, die es ihrem Gatten als Autorin nachtat, und ansonsten auch keine Kostverächterin war.

Die jungen Leute spielten Jörg Mielack und Maike Lützen. Um sie herum wuselte die nervende Mutter und Schwiegermutter, die ihren Kummer, den einzigen Sohn durch Heirat „verloren“ zu haben, dadurch vergessen machte, dass sie sich einen sehr späten zweiten und dritten und finanziell lukrativen Ehefrühling leistete. Wer anders als Henny Knies (in vielen Bühne-Komödien zumeist die Knalltüte vom Dienst) hätte die schrullige Matrone besser spielen können?

Wären da noch Schoenberger-Tochter Sabine (Katarina Jappe) und ihr Schatz Stefan (Albert Hansen). Die jungen Leute mussten den Weg zum Standesamt im Laufschritt nehmen, weil sich unterm Brautkleid bereits „dramatische Rundungen“ abzeichneten. Der Vollständigkeit halber ist Haushaltshilfe Frau Heckelmann zu erwähnen, Mutter eines Filius mit wenig erfolgreicher krimineller Karriere und im Hause Schoenberger häufig an der Hausbar zu finden.

Die spritzigen Dialoge verdichten sich zu einem kompakten Jux und einer von den Spielern exzellent erzählten Ehegeschichte. Wie begonnen so beendet. Das Tagebuch der Schriftstellerehe endet wie ein Tag im Bett. Jedoch nicht ohne, dass die beiden „Alten“ augenzwinkernd bilanzieren, was sie im „Dreißigjährigen Krieg“ so alles angestellt haben.

Die elf Szenen und der Lauf der Zeit stellten an die „Hintermannschaft“ der Bühne-Crew hohe Anforderungen und hielten sie auf Trab. Der stete Wechsel von Requisite, Kleidung und Frisuren musste dem Lauf der Zeit entsprechen, Licht und Technik funktionieren und schließlich musikalische Intermezzi und „historischer Kalender“ passend getimt sein. Dass auch das wie am Schnürchen klappte, ist Siegfried Fischer, Bettina und Heiner Christiansen, Hinrich Winter, Angelique de Leeuw und Claudia Samson-Hoeg zu verdanken. Bleibt das Fazit zu ziehen, dass Friedhelm Küster und sein Team wieder mal eine tolle Leistung abgeliefert haben.

 

Bericht SHZ Mo 03.03.2008 Niebüll/dew

Zur Premiere gab es ein Wiedersehen

1985 führte „Die Bühne“ die Komödie „Plaza Suite“ zum ersten Mal auf. 2008 begeisterten die Akteure damit erneut ihr Publikum und freuten sich zum Jubiläum über ein Wiedersehen mit Eckhart Alexander Wachholz, der die Gruppe vor 30 Jahren mitbegründete.

– Mit einem Abschied und einem Wiedersehen war der Premieren-Abend des Niebüller Amateurtheaters verbunden. „Die Bühne“ begeisterte die Zuschauer am Sonnabend mit einer vorzüglich gelungene Aufführung von Neil Simons Boulevard-Komödie „Plaza Suite“ unter Friedhelm Küsters letzter Regie.

Ein Wiedersehen gab es mit dem Münchener Schauspieler und früheren Oberstudienrat an der Friedrich-Paulsen-Schule, Eckhart Alexander Wachholz, der die Bühne 1978 zusammen mit Irene Droz gründete. Er war extra zum 30-jährigen Bestehen der Niebüller „Bühne“ in den Norden gekommen, um alte Freunde zu sehen, seine nordfriesischen „Schauspielkollegen“ zu bewundern und ihnen zu gratulieren.

Ein weiteres Wiedersehen gab es mit der Komödie selbst, die zwischen dem 7. und 14. März weitere fünf Mal präsentiert wird. „Plaza Suite“ wurde bereits 1985 in der Stadthalle aufgeführt. Einzige aus dieser Aufführung verbliebene Akteurin ist Henny Knies in der Rolle der schrullig-temperamentvollen Norma Hubley.

Die häufig aufgeführte und auch verfilmte Komödie besteht aus drei von einander unabhängigen Bildern. Einzig verbindende Elemente sind der Zimmerkellner (Carsten de Leeuw) und die Zimmernummer 719, hinter der sich ein luxuriöses Appartement in einem ebenso luxuriösen New Yorker Hotel öffnet, das dem Stück seinen Namen gab. In allen drei Bildern spielt die Ehe die „Hauptrolle“, mal verkorkst, mal vermeintlich stabil, mal im Werden – eingepackt in Verwirrspiele, die die Akteure bis ans Limit fordern, um teils überzeugend, teils vergnüglich und amüsant zu wirken.

Mr. und Mrs. Nash (Jörn Brinckmann und Maike Lützen) haben das, was eine glückliche Ehe ist, längst hinter sich: sie der Vergangenheit nachhängend, er in offensichtlicher Torschlusspanik und Midlifecrisis, aus der er in die Arme seiner attraktiven Sekretärin Jean (Katarina Jappe) flüchtet. Beeindruckend die Marathon-Dialoge, die das Paar bravourös meistert. In Bild zwei platzt die angeblich glücklich verheiratete Mrs. Magie Tate (Nicole Ketelsen) hinein, wo sie von ihrer Jugendliebe, dem inzwischen berühmten Filmproduzenten Steven Kiplinger (Albert Hansen) erwartet wird. Der hat drei Ehen hinter sich und erinnert sich nun plötzlich guter alter Zeiten – und das nicht ganz ohne amouröse Hintergedanken. Nicole Ketelsen überzeugt mit der hin- und her gerissenen Frau. Albert Hansen schafft es, auch ein wenig Albert Hansen in seinen Part einzuschmuggeln.

„Nun heirate doch endlich“, rufen verzweifelt Norma und Roy Hubley (Henny und Karl-Heinz Knies) durch die Tür zum Badezimmer, in dem sich Tochter Mimsey (Katarina Jappe) eingeschlossen hat. Nach langem Bitten, Betteln, Drohen und Locken findet Bräutigem Bordon das erlösende Code-Wort für den Start zur dollarschweren Hochzeitsfeier, vor der allerdings die beiden Hubleys noch eine starke komödiantische Show abziehen.

Am herzhaften und lang anhaltenden Beifall mit mehreren Vorhängern war zu messen, dass die Verwirrspiele um die Ehe gut und routiniert umgesetzt wurden. Die Spieler agierten temperamentvoll, sehr sicher und vor allem vergnüglich – und allesamt die Handschrift des Friedhelm Küster demonstrierend. Dialoge und Wortwitz kamen flott herüber. Allen drei Bilden war die chaotische Verwirrung gemein, verursacht durch den Umstand, dass die Personen der Handlung nicht immer das gleiche Ziel vor Augen hatten. Bisweilen entstand ein erfrischender Mix aus Tragik, Humor und Absurdem.

Das von Sigi Fischer gebaute Bühnenbild strahlte in hellen Farben. Das schreckliche Sofa von 1985 sah man zwar nicht wieder. Hingegen gabes dieses Mal eine ebenso schreckliche „Pyjama-Tapete“. Typisch Amerika?

Dank an Friedhelm Küster

Nach etlichen Vorhängen folgte der offizielle Abschied für Friedhelm Küster, der seine Regiearbeit mit der „Plaza Suite“ nach 50 Jahren Schul- und Amateur-Theaterarbeit – davon 19 für die „Bühne“ – beendet. Bürgervorsteherin Anja Cornils und Stadtrat Ronald Steiner dankten dem Niebüller Theatermann, der der Region mit seiner tollen Mannschaft so viele unterhaltsame Stunden bescherte. Beeindruckend auch die Schlusslaudatio von Karl-Heinz Knies, der im Telegrammstil Revue passieren ließ, was sein Freund und Ex-Kollege Friedhelm Küster mit vielen schönen Bühnenstücken so eindrucksvoll und akribisch sorgfältig einzurichten wusste.

Liebe Theaterfreunde, liebe Freunde der „BÜHNE“, verehrte Gäste!

„Die BÜHNE“ begeht in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Als sie 1978 von dem damaligen Oberstudienrat E. Alexander Wachholz gegründet wurde, haben wohl nur wenige Gründungsmitglieder damit gerechnet, dass sich daraus eine Theatergruppe entwickeln würde, die mit ihren Aufführungen in der Stadthalle Niebüll – z.Zt. 6 bis 7 Aufführungen pro Spielzeit mit rund 1700 Besuchern – zum festen Bestandteil der Niebüller Theatersaison gehören würde.

Zu diesem erfolgreichen Weg haben im Verlauf der 30 Jahre insgesamt 40 Mitglieder als Spielleiter, Spieler/innen, Bühnenbauer, Bühnenausstatter, Beleuchter, Techniker, Friseurinnen, Plakatgestalter u.a. beigetragen. Ihnen allen gilt mein Dank für ihren Einsatz, mit dem sie „Die BÜHNE“ all die Jahre mit Leben erfüllt haben.

Das Gesicht einer Theatergruppe prägen nicht nur die Akteure auf der Bühne; in gleichem Maße sind es die Aktiven vor und hinter der Bühne, ohne deren Engagement und Einsatzfreudigkeit eine erfolgreiche Aufführung nicht denkbar ist.

Ein Blick auf den Spielplan zeigt, dass es immer unser Anliegen war, Ihnen, unserem treuen Publikum, unterhaltsames, niveauvolles Amateurtheater zu bieten. Die stetig gestiegenen Besucherzahlen haben uns bewiesen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ihnen mit unseren Aufführungen Freude zu bereiten, zu Ihrer Entspannung beizutragen wird uns auch weiterhin Verpflichtung sein.

An dieser Stelle sei auch Dank gesagt der Stadt Niebüll für die ideelle Unterstützung und die räumlichen Rahmenbedingungen, die für die Vorbereitung im Schulzentrum zur Verfügung stehen und unsere Theaterarbeit positiv beeinflussen. Neues Gestühl, Podeste und ein neuer Vorhang lassen außerdem beim Publikum  und bei den Akteuren auf der Bühne „richtige“ Theateratmosphäre aufkommen.

Die vorliegende Jubiläumsausgabe war nur durch die finanzielle Unterstützung von Sponsoren möglich. Ihnen unseren herzlichen Dank!

Last but not least danke ich herzlich der Presse, insbesondere Herrn Wrege und Herrn Konitzki, für ihre Berichterstattung über die Arbeit und die Aufführungen der „BÜHNE“ sowie die sehr gute Zusammenarbeit. Sie haben durch ihre Berichterstattung dazu beigetragen, dass unsere Gruppe in der Region einen hohen Bekanntheitswert hat.

Zum Schluss ein Wort in eigener Sache:

Ich werde nach 18 Jahren Spielleitertätigkeit bei der „BÜHNE“ diese Aufgabe in jüngere Hände legen. „Die BÜHNE“ wird weiter leben – schenken Sie uns auch in Zukunft ihr Vertrauen.

Bühnenleiter Friedhelm Küster

 

SHZ/dew

Verwirrspiel voller Witz und Überraschungen

Die Schauspieler der „Bühne“ brillierten bei der Premiere mit einer Komödie von Derek Benfield.

– Für die 28. Aufführung im 31. Jahr seines Bestehens hatte sich das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ erneut eine Boulevard-Komödie britischer Schule ausgeguckt. Sie spielte mit „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ (Two and Two Together) nach „Love Jogging“ im Jahr 2000 zum zweiten Mal einen Derek Benfield. Am Sonnabend war Premiere, der noch weitere fünf Vorstellungen folgen werden.

Den Autor dieser Komödie scheint das Fremdgehen augenscheinlich stark fasziniert zu haben. Ob „Insider“ oder nicht: Benfield haben die bisweilen dramatischen Folgen des Labyrinths von Lügen, das diese Thematik umspielt, derart amüsiert, dass er eine Fülle obskurer Dialoge konstruierte. Werden sie von den reproduzierenden Künstlern dann auch noch gekonnt und in flotten Tempi vorgetragen, sind sie für das Publikum eine vergnügliche Sache. Das – um es vorweg zu nehmen – war auch am Premiereabend in der voll besetzten Stadthalle zu spüren. Der Szenenapplaus wurde für Regiedebütantin Nicole Ketelsen und ihr Ensemble zum Beleg dafür, einen guten „Job“ abgeliefert zuhaben.

Es ging mal wieder um ein uraltes Rollenspiel, das der Autor in die Idylle einer Londoner Vorstadt legt – genau in die nicht weit voneinander entfernten Reihenhauswohnungen Nr. 10 und 35. Maggie aus Nr. 10 (Maike Lützen) gibt vor, zum Rudern zu gehen, erwartet jedoch in der Wohnung des befreundeten Ehepaares aus Nr. 35 Henry und Vanessa (Jörn Brinckmann/Claudia Samson-Hoeg) ihren Lover Frank (Carsten de Leuuw). Maggies Mann Victor (Karl-Heinz Knies) erwartet von ihr nie und nimmer, dass sie sich mit einem anderen Mann trifft. Wie sollte er auch, zumal er selbst daheim ein Date mit Vanessa hat.

Doch Maggie und Frank haben Pech. Während ihres Stelldicheins kommt plötzlich Hausherr Henry, ein Schauspieler, wegen eines Bühnen-Defekts unerwartet und vorzeitig heim. Aus diesen Konstellationen entstehen Verwicklungen, die an „Dramatik“ noch zunehmen, als Mr. Procter von der Nachbarschaftswache auftaucht. Das ist umso folgenreicher, als dieser um Moral und ordentliche Lebensführung seiner Klientel besorgt ist und auf lotterhaftes Treiben ein gestrenges Auge hat und Verdächtiges notiert. Nicht genug der Komik und immer verwirrender werdender Ausflüchte und Lügen. Es kommt auch noch Mrs. Clapstick (Henny Knies) ins Spiel, die Raumpflegerin von 10 und 35. Sie mischt Wortwitz sowie flotte Dialoge mit Pepp und Mimik weiter auf.

Im Verlauf des Stückes wird es immer problematischer, die Ingredienzien des Verwirrspiels zu ordnen und die blaue Handtasche, das Ruder-Outfit, den Ohrring, den joggenden Pfadfinder oder das Schlüsselbund auf die Reihe zu bringen. Der Autor hat eine Fülle von Slalomstangen in den Parcours der Handlung gesteckt, der am Ende nur mit immer skurriler werdenden Ausreden zu nehmen ist und zu einer Olympiade der Lügen mutiert. Als der Zuschauer geneigt ist, den armen Henry als den alleinigen Gehörnten zu bedauern, zieht dieser noch eine Karte aus dem Ärmel und deutet an, dass auch er ein geheimes Spielchen spielt.

Ein Benfield und vielleicht noch ein zweiter seien genug, meinte Friedhelm Küster, der „seiner“ Bühne treu geblieben ist und personelle krankheitsbedingte Engpässe überwinden half. Recht hat er, weil die Dialoge bisweilen Längen hatten, aber vom Bühne-Team bravourös gemeistert wurden. Die Bühne wurde ein weiteres Mal ihrem guten Ruf gerecht, gute Arbeit geleistet zu haben. dieter wrege

 

SHZ /dew 01.04.2009

Helfer in der Not für die „Bühne“

Um ein Haar hätten die Aufführungen der „Bühne“ wegen eines erkrankten Darstellers ausfallen müssen. Doch Heiko Fischer, ehemaliges Ensemble-Mitglied und heute Schauspieler am Berliner Boulevard-Tourneetheater von Alfons Hockmann, sprang kurzfristig ein.

– Das ist kein Aprilscherz. Nach der Premiere des Niebüller Amateurtheaters „Die Bühne“ mit Derek Benfields Boulevard-Komödie „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ stand zunächst so gut wie fest, dass die weiteren Aufführungen abgesagt werden müssen, Der Grund: Carsten de Leeuw, der den Lover Frank spielt, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen. Plötzlich war guter Rat teuer, wollte man die noch ausstehenden Aufführungen nicht absagen. Da half Heiko Fischer aus, ein früheres „Bühne“-Mitglied, heute Schauspieler am Berliner Boulevard-Tourneetheater von Alfons Höckmann. Er ist zurzeit mit Frank Pinkus’ Komödie „Agathe und ich“ in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen unterwegs, in der er einen allein erziehenden Vater spielt.

Der „Krisen-Anruf“ von Friedhelm Küster erreichte Fischer unterwegs auf Handy. „Kannst du uns helfen?“, so eine fragende Stimme aus dem fernen Niebüll, wo Heiko Fischer von 1981 bis 1997 der „Bühne“ angehört hatte. „Mach ich“, hieß es spontan. Inzwischen war das Ensemble von der Krise in Kenntnis gesetzt worden und mit der Lösung einverstanden, einen Profi zu holen. Alles Weitere verlief in Windeseile. Küster sandte Fischer den Text für den Part des Frank per Fax in ein Cuxhavener Hotel, von wo aus das Höckmann-Theater weiter nach Nordrhein Westfalen tourte. Nach dem Auftritt und kurzer Erholungspause setzte sich Heiko Fischer in Bonn in den Zug und lernte am Sonntag auf der siebenstündigen Bahnfahrt nach Niebüll seine Rolle, nahm am Montag um 17 Uhr an einer Probe teil, bei der ihm Carsten de Leeuw die Positionen der Rolle erläuterte – und spielte am Mittwoch bereits mit.

Ein wenig Ahnung hatte er von Benfields Komödie bereits, als er im Dezember bei einem Niebüll-Besuch kurz in eine Probe hereingeschaut hatte. „Doch das alles kam mir selbst sehr hektisch vor“, gestand er ein, dass er, um eine mittelgroße Rolle intus zu bekommen, gut und gerne zwei, drei Wochen braucht.

Der heute 43-Jährige ist seit fünf Jahren Schauspieler. Für diesen Beruf erlernte er am Berliner Hansa-Theater bei Elke Petri das Abc des professionellen Mimen. Lust darauf bekam er übrigens bei der „Bühne“, der er nach eigenen Worten viel zu verdanken hat. Jetzt gab er seinen Freunden einiges zurück, indem er ihnen „in der Not“ aushalf – und das in gekonnter Art und Weise. Fischer selbstkritisch: „Ich weiß, dass ich diese Rolle noch besser spielen könnte.“ Doch Nicole Ketelsen, Friedhelm Fischer und seine „Bühne“-Mannschaft waren hellauf begeistert, dass das Husarenstück mit der „schnellen Rolle“ so wunderbar über die Bretter der Stadthallenbühne lief. Und das Publikum auch, das am 2. und 3. April die beiden letzten Aufführungen der diesjährigen Bühne-Saison genießen wird.

 

„Niebüller Bühne“ in Hochform

2010

„Tratsch im Treppenhaus“ überzeugte die Zuschauer in Niebüll

„Es geht doch nichts über eine gute Hausgemeinschaft“, sagt die klatschsüchtige Meta Boldt und bewirkt mit ihrem losen Maul genau das Gegenteil. Schludern und Tratschen standen auch im Mittelpunkt eines turbulenten Lustspiels, mit dem das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ zum 50-jährigen Stadtjubiläum einmal Volkstheater machte – und dem begeisterten Publikum einen Riesenjux bescherte.

„Sluderkraam in’t Treppenhus“ lautete der Originaltitel des plattdeutschen Stücks von Jens Exler, das im April 1960 von der Niederdeutschen Bühne Flensburg uraufgeführt und danach durch das Hamburger Ohnsorgtheater bundesweit bekannt wurde.„Tratsch im Treppenhaus“ hieß die Niebüller Version. „Der Abstecher ins Volkstheater bedeutet nicht, dass wir dem gewohnten Genre von Boulevard, Komödie und Farce untreu werden“, sagte Friedhelm Küster, Chef des Vereins „Die Bühne Niebüll“. Es sei jedoch herzerfrischend gut, sich einmal in das Milieu einer Mietskaserne zu wagen und dem zu lauschen, was eigentlich niemanden angeht – außer Meta Boldt.

Der Flensburger Autor lässt die Klatschtante Meta Boldt durchs Treppenhaus wuseln, lässt sie durch Schlüsselloch und Türspalt lauschen, kommentieren, folgern und allen im Hause zutragen, was ihr zu Ohren gekommen ist. Die Rolle der Meta Boldt war Henny Knies wie auf den Leib geschrieben. Sie beherrschte ihr Aktionsfeld souverän. Über Kimme und Korn hatte sie immer jemanden im Visier – beißend scharf oder schmeichelnd und vor allem kein Fettnäpfchen auslassend. Mal war es der verknöcherte Beamte Ewald Brummer (Karl-Heinz Knies), öfter jedoch die Nachbarin Hanne Knoop (Margrit Kreutzfeldt) und ständig der Hauswirt und Schlachtermeister Bernhard Tramsen (Albert Hansen), dem sie besonders „zugetan“ sein muss, weil sie bei ihm hat anschreiben lassen.

Heiko Fischer hat den „Sluderkraam“ überarbeitet und „dat Treppenhus“ auf eine verträgliche Länge gekürzt. Er und Maike Lützen führten Regie. Die Akteure: Ewald Brummer pinnig und brummig, Hanne Knoop mal bissig, mal ausgleichend, Schlachter Tramsen dröge und töffelig, Autohändler Seefeldt (Heiner Christiansen) auf der Suche nach der fast verlorenen Tochter und die Youngster Dieter Brummer (Dennis Petersen) und Heike Seefeldt (Nicole Ketelsen), erst „schenant gemäßigt“, dann heftiger verliebt. Die Mannschaft hinter der Bühne waren Sigi Fischer (Treppenhausbau), Angelique de Leeuw und Maike Sörensen (Frisuren, Outfit) und Hinrich Winter (Technik).

Dieter Wrege

 

SHZ 14.03.2011

Temporeiches Stück mit viel Wortwitz

Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ feierte mit „Job-Suey“ eine erfolgreiche Premiere in der restlos ausverkauften Stadthalle

Niebüll

Das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ feierte mit „Job-Suey“ eine überaus erfolgreiche Heimkehr auf den Boulevard und machte aus der Komödie des BBC-Moderators Edward Taylor einen humorigen Knüller, gespickt mit viel Wortwitz – und alles „very english“ und weit oberhalb der Gürtellinie. Bühne-Chef Friedhelm Küster und seine vortreffliche Mannschaft begingen mit der Premiere in der restlos ausverkauften Stadthalle auch noch zwei Jubiläen: die „Bühne“ feierte Inszenierung Nummer 30, und Henny Knies, die „Knalltüte vom Dienst“, ihren 30. Bühne-Geburtstag.

Es ging um die Erhaltung der Karriere. Diese droht dem Manager Jim Watt in Gefahr zu geraten, weil er mit seiner geliebten Helen „in Sünde“ lebt, was dem puritanisch besessenen Konzernboss Bill McGregor gegen den Strich geht. Er schätzt es, wenn seine Untergebenen in sittsam-geordneten Familienverhältnissen leben.

Jim Watt erwartet Besuch von Bill und Nancy McGregor und kann seinem Chef keine Ehefrau präsentieren – auch nicht für einen Abend. Als Notlösung bietet sich die Putze Edna Chapman an. Die Handlung bekommt durch ihre Verwandlung und nicht zuletzt durch ihr schrilles Outfit einen kaum zu bremsenden Drive, angereichert mit unzähligen Gags, geistreichen Intermezzi, dem Verwirrspiel an den Börsen und meisterhaft beherrschter Gestik.

Andree Boysen in der Rolle des Jim Watt, und neu im Ensemble, überzeugte als zentrale Figur. Henny Knies als Edna stahl wiederum allen die Show. Maike Lützen und Claudia Samson-Hoeg als Helen und Terri, mal geschickt taktierend, mal sexy, kamen gut „von der Parade“, während sich das Business-Duo der McGregors Karl-Heinz Knies/Nicole Ketelsen temporeich durch das Spannungsfeld zwischen Börsenkursen und verworrenen Verhältnissen vor Ort bewegte.

Heiko Fischer führte Regie, Vater Siegfried erntete für sein Bühnenbild den ersten Applaus des Abends. Mit dem letzten Vorhang dankte das Publikum den Damen und Herren hinter der Bühne für gute Arbeit. Das waren Bettina Christiansen (Ausstattung), Hinrich Winter und Heiner Christiansen (Technik), Angelique de Leeuw und Maike Sörensen (Frisuren/Maske) und Albert Hansen (Soufflage).

Beginnend am Mittwoch 16. März folgen fünf weitere Aufführungen – und am Sonntag, 27. März um 15.30 Uhr eine Sonderaufführung für ältere Theaterfans.

Dieter Wrege

 

Was in Schlafzimmern passieren kann

2012

Fast 20 Jahre nach der Niebüller Erstaufführung von „Schlafzimmergäste“ feiert das Amateurtheater „Die Bühne“ eine gelungene Neuauflage

Nicht nur, weil passende Stücke für das Amateurtheater „Die Bühne“ schwer zu finden sind, sondern vor allem, weil die erste Aufführung vor 19 Jahren, als Eleonore Motullo noch Bürgervorsteherin und Henny Knies und Maike Lützen bereits die „Top-Stars“ waren, zu einem amüsanten Knüller wurde, kam Alan Ayckbourns Komödie „Bedroom Farce“ jetzt erneut auf die Bühne.

Die Premiere am Freitag in der ausverkauften Stadthalle stand der von 1993 in nichts nach. Drei Vorhänge, lang anhaltender Beifall, reihenweiser Szenenapplaus und permanentes Lachen und Kichern attestierten den vier Paaren in den drei Schlafzimmern eine gelungene Aufführung des Stücks, das eigentlich den frei ins Deutsche übersetzten Titel „Wie man sich bettet…“ trägt, jedoch nach Bühne-Chef Küsters Version und der Textbearbeitung von Heiko Fischer „Schlafzimmergäste“ heißt.

Gutes Boulevardtheater, heißt es seit eh und je, ist schwer zu spielen. Entsprechend akribisch in Mimik, Körpersprache und Wortspiel hatte Regisseurin Margrit Kreutzfeldt ihr Ensemble auf den Weg gebracht, an den Dialogen gefeilt, den einen oder andern Gag eingespielt und tiefgründig-typischem englischem Humor jene Verve gegeben, die der Handlung ein flottes Tempo gab.

Bühne-Leiter Friedhelm Küster ermunterte das treue Stammpublikum der Amateurtheatergruppe dazu, in Szenen der viergeteilten, sich überlagernden Handlung auch zuweilen den vorgehaltenen Spiegel zu sehen, in dem man sich wiedererkennt. Das von Siegfried Fischer gestaltete Szenenbild zeigt drei nebeneinander liegende, von einer virtuellen Lichtschranke getrennte Schlafzimmer, in denen die Eheleute Richard und Dodo (Karl-Heinz und Henny Knies), Steve und Kate (Jörn Brinckmann/Claudia Samson-Hoeg) und Nick und Jane (Nicole Ketelsen und Albert Hansen) wohnen, während Paar Nummer vier Tom und Susan (Andree Boysen und Maike Lützen) als Gäste von Zimmer zu Zimmer tingeln.

Richard und Dodo haben Hochzeitstag und Sohn Tom mit seiner Susan handfeste Eheprobleme. Nick „hat Rücken“ und liegt „warum-ich?“-fragend, flach, während das frisch gebackene Paar Steve & Kate das noch junge Eheleben genießt, dabei jedoch andauernd von Tom gestört wird, einem offenbar verzogenen Kind trotteliger Eltern, die zuweilen total abdrehen und sich an kleinen „Verrücktheiten“ ergötzen wie etwa einem Sprotten-Essen im Bett. Schnell wird deutlich, dass „alle Acht“ auf ihre Weise „ein Rad ab“ haben, einer zum Leidwesen des andern, doch allesamt zur Erbauung eines dankbaren Publikums.

In der Komödie wird zwar deutlich, dass alle so ihre Sorgen, Nöte, Macken und Geheimnisse haben. Doch aus den spritzig-witzigen Dialogen, die dann und wann auch die Grenzen des schwarzen Humors touchieren, wird erkennbar, dass sich Probleme auch lösen lassen. Somit hat die Story aus den drei Schlafzimmern auch eine Moral, wenngleich nur als Farce gedacht und mit spitzer Zunge verbreitet.

Fazit dieser Premiere: Alle Parts waren glänzend besetzt, Sarkasmus, Komik und Gags zielsicher gesetzt und das, was „unten“ ankommen sollte, auch angekommen ist. Anerkennung verdient auch das Team hinter der Bühne für Technik, Deko, Frisuren, Maske und Soufflage. Das waren Bettina und Heiner Christiansen, Hinrich Winter, Angelique de Leeuw und Maike Sörensen.

Dieter Wrege

 

Kriminalistischer Klamauk

Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ erntete viel Beifall bei der Premiere ihres jüngsten Stücks

Eine Kriminalkomödie mit einem Krimi als Handlung – oder ein Theaterstück in einem Theaterstück? Das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ beschritt mit seiner insgesamt 32. Inszenierung seit 1978 einen völlig neuen Weg. Mit der Kriminalkomödie „Ein Mordstheater“ des englischen Schriftstellers Simon Brett wagte sie sich sogar ein wenig aufs Glatteis. „Doch ihr könnt das spielen!“, machte Regisseur Heiko Fischer (Schmidt-Theater Hamburg) seinen einstigen Mitspielern Mut, das Wagnis anzugehen. Um es vorweg zu nehmen: Den anfänglich noch freundlich-höflichen Reaktionen des Publikums folgte am Ende herzlicher Beifall – als Anerkennung für eine tolle Leistung.

Aber das Stück? Einen ersten Vorhang gibt es nicht. Der Blick auf die Bühne ist offen. Sie zeigt das Interieur eines uralten englischen Castles mit dem Kamin in der Mitte, auf diesem drei dicke Schwarten, oben drüber ein Wappen (mit den Friesenfarben andersrum) mit kriegerischen Accessoires, in der Raummitte ein Sofa und davor ein Tischchen zwischen zwei unbequemen Stühlen: alles sehr schlicht und very english. Zwischen dem bescheidenen Mobiliar wuselt eine Requisiteurin herum, schlägt einen Nagel in die Wand, um ein Bild mit einem röhrenden Hirsch leicht schief aufzuhängen, beäugt von einem Bockgeweih über der Tür, durch die die Protagonisten des Krimis im Krimi in die Szene strömen, in ihrer Mitte Mr. Harrison Blackwell alias Mr. Papadopoulus, der gleich – mit einem Tranchiermesser im Rücken – als Leiche auf die Bretter sinkt.

Spätestens, als eine Stimme mit dem Ruf „halt – das ist ja furchtbar“ ertönt, wird deutlich, dass man sich in der Generalprobe eines Tourneetheaters der B-Klasse befindet, in der sich die Akteure einer Sprache und Spielweise bedienen, die anders ist als sonst. Schnell schälen sich die Typen heraus: der cholerische Boris Talentino, ein laut polternder Regisseur, der sich bald als Schürzenjäger entpuppt, seine schon ein wenig betagte(re) Gattin Renee, eine angeblich „große Karriere“ hinter sich, ihre Kolleginnen Christa und Sophie, ferner Mr. Fermor und die kleine Ginette in der Rolle eines „Doofies“.

Es wird lebhaft geprobt, begleitet vom Gepolter des Mr. Talentino, dem die Regie einen befremdlich wirkenden anglo-amerikanischen Sound auf die Zunge gelegt hat (warum eigentlich?). Doch schnell stellt sich heraus, dass der Krimi unwichtig wird. Zwischenmenschliche Techtelmechtel, kleine Gehässigkeiten und Eifersüchteleien schieben sich ins Rampenlicht. Der Theaterboss ist „spitz“ auf die junge „Gini“, mit der er angeblich eine Amerika-Tournee plant, guckt sich aber auch mal aktiv in der ihn umgebenden Damenwelt um. Dann geschieht ein zweiter Mord. Renee alias Lady Dorothy scheidet (vergiftet) aus dem Leben. Ein schrulliger Inspektor ermittelt. Doch wer ist der Täter? Oder die Täterin? Das verbale Gerangel der sehr unterschiedlichen Charaktere erzeugt eine Spannung, die durch ein Labyrinth von Verdächtigungen und vermeintlichen Motiven auf das Finale zusteuert, in dem sich schließlich der Täter (mithilfe von Miss Sophie) von selbst outet. Oder war es eine Täterin? Das aber soll an dieser Stelle offen bleiben, weil das „Mordstheater“ noch mehrmals aufgeführt wird.

Das Niebüller Amateurtheater, eigentlich zu Hause im Genre des Boulevard, ging mit dieser Kriminalkomödie ein Wagnis ein, das sein Ensemble insoweit auf ungewohnte Weise forderte, als zwei Ebenen gespielt werden mussten: die des eigentlichen Stücks und die des Stücks im Stück. Den Unterschied deutlich zu machen, gelang den Akteuren vortrefflich und auf amüsante Art. Andree Boysen, Margrit Kreutzfeldt, Albert Hansen, Henny und Karl-Heinz Knies, Claudia Samson-Hoeg, Maike Lützen und Debütantin Ann-Sophie Mussack (siehe Interview rechts) lieferten einen soliden Part. Heiko Fischer und Maike Sörensen führten Regie.

Hinter die Kulissen zu schauen, war eine Facette dieser Komödie. Ob Bühnechef Friedhelm Küster mit diesem Stück einen Glücksgriff tat? Das müssen die Fans der Bühne beurteilen. Sicherlich ging der erfahrene Niebüller Theatermann von dem der englischen Komödie vorauseilenden guten Ruf aus. Der Stoff, aus dem gute Unterhaltung gemacht wird, war dieses mal ein ganz anderer. Die Bühne zeigte Mut. Gemessen am herzlichen Schlussapplaus wurde die Amateurtheater-Gruppe dafür auch reichlich belohnt.

Übrigens galt der Schlussapplaus auch Friedhelm Küster, der sich nach über zwei Jahrzehnten erfolgreichen Wirkens von der Bühne und dem treuen Theaterpublikum verabschiedete.

Dieter Wrege SHZ 11.03.2013

 

Meisterlich und akribisch umgesetzt

2014

Curth Flatows Komödie „Mein Vater, der Junggeselle“ ist die 34. Inszenierung, mit der „Die Bühne“ am Wochenende Premiere feierte

Wenn vom „Vater, dem Junggesellen“, die Rede ist, so klingt das eigentlich paradox. Doch das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ umging diesen Widerspruch mit ihrer 34. Inszenierung mit beherzt gekonntem Spiel und bereitete ihrem treuen Anhang aus Niebüll und der Region wieder einen vergnüglichen Theaterabend. Gespielt wurde Curth Flatows Komödie „Mein Vater, der Junggeselle“. Am Sonnabend war Premiere.

Als sich der Vorhang öffnete, war der erste Applaus Sigi Fischer und seinem mittlerweile 25. Bühnenbild gewidmet, das allein schon auf den Verlauf der Handlung neugierig machte. Von links nach rechts: das „friesisch gestylte“ Sprossenfenster, das Blicke auf die Straße eröffnet, die Küche mit dem Bar-Tresen, gefolgt von dem dezent in die Kulisse versenkten Schlafzimmer und dem Wohnbereich mit der Couch und dem Flur sowie rechts die Arbeitsecke mit dem Schreibtisch und der Schreibmaschine (!) darauf.

Es war akribisch exakt an alles gedacht und entsprach somit auch der Art, wie Flatow, Meister der Selbstironie und des geschliffenen Worte, seine Pointen setzte. Sie herüber zu bringen, war Aufgabe des Bühne-Ensembles. Und, gemessen an den Reaktionen im Parkett, ist das auch hervorragend gelungen.

Zentrale Figur der Handlung ist der (nur grenzwertig erfolgreiche) Schriftsteller Frank Hoffmann, frisch geschieden, aber bereits in lustvoller Liaison mit Dr. Cornelia Braun lebend. Während seine Ex Barbara bereits Heiratspläne mit einem Krösus schmiedet. Das aber passt Sohn Tomas nicht, der kurzerhand zu seinem Vater zieht und die väterliche Idylle aufmischt – und seine Freundin Sabine mitnimmt. Durch die Hoffmannsche Wohnung wuselt Portiersfrau Stadelmayr. In der zu kleinen Junggesellenbehausung überkreuzen sich Ehe- und Generationenprobleme, artikuliert in brillantem Witz und mit geschliffenen Pointen.

Die Handlung lebt vornehmlich vom Wort, das den Niebüller Mimen leicht über die Lippen kommt. Etwa, als Frau Studienträtin Braun sagt: „Eine Beziehung mit Abstand ist mit Abstand die beste“ – oder Sohn Thomas eine bäuerlich-ländliche Idylle schildert und erzählt: „Ich traf die Bäuerin im Schweinestall – die Sau hatte gerade geworfen.“

Alle aus dem Sextett der Akteure durchleben im IC-Tempo ein Wechselbad der Gefühle und meistern Herzschmerz mit Humor. Es fällt auf, dass der von Heiko Fischer überarbeitete Text aus den 1990-ern in die Gegenwart reicht – und die Schreibmaschine durch den Laptop ersetzt wird, aus der Kaffee- eine Espressomaschine geworden ist – aber Frank und Nancy Sinatras „Something Stupid“ durchaus gegen die aktuellen Charts bestehen kann.

An Karl-Heinz Knies in der zentralen Rolle des Frank hätte auch der Autor der Komödie seine Freude gehabt. Die eigentliche Entdeckung des Abends aber war sein Rollenfilius Alexander Wolff: frech, pfiffig, wortgewandt und ein echtes Talent. Dann routiniert und ganz Dame Maike Lützen in der Rolle der Ex und spitzbübisch-schmusig ihre Nachfolgerin Nicole Ketelsen. Auch in ihrer nur kleinen Rolle als Freundin des Juniors zeigte Ann-Sophie Mussack, dass sie in und auf der „Bühne“ bereits heimisch geworden ist. Und dass Henny Knies die Rolle der Komödiantin besonders liegt, ist seit Jahren bekannt. Dieses Mal spielte sie diese erneut meisterlich.

Dieter Wrege

 

Erbschleicher und andere Katastrophen

2015

Deftige Dialoge, herzhafte Erheiterung:

Das Amateurtheater „Die Bühne“ begeisterte mit der Premiere der Komödie „Mein Mann, der fährt zur See“

Knast, Schiffsuntergang und tiefe Trauer. Eine Tragödie also? Mitnichten, weil, wie sich im Verlauf des vermeintlichen Dramas herausstellt, das aus diesen Zutaten gebaute Lügengebilde wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt und sich in herzhafter Erheiterung auflöst.

Das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“, sonst auf dem Boulevard und in Komödie, Krimi und Farce zu Hause, wandte sich erneut dem Volkstheater zu. Dem Knatsch im Treppenhaus folge jetzt in der seit 1978 genau 36. Inszenierung Wilfried Wroosts Komödie „Mein Mann, der fährt zur See“. Am Sonnabend war Premiere. Die freudigen Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Die von Mary Brammer verbreitete Notlüge ging voll in die Hose und mutierte zu einem vollen Lacherfolg.

Doch der Reihe nach. Karl Brammer (Albert Hansen) ehemals Schiffskoch und jetzt Wirt der Hamburger Hafenkneipe „Blauer Peter“, wird wegen Schmuggelns zu drei Monaten Knast verdonnert und soll in „Santa Fu“ einsitzen. Ausgerechnet am Geburtstag seiner Mary (Maike Lützen), zu dem sich Verwandtschaft angekündigt hat, erfolgt die „Einladung“ zum Haftantritt. Damit die Verwandten davon nichts merken, vereinbaren Kuddel und seine Frau, er habe wieder auf einem Schiff angeheuert. Doch, welch Pech, das Schiff geht unter, wie die Zeitung berichtet. Mit Mann und Maus.

Das löst nicht nur tiefe, sondern auch scheinheilige Trauer aus. Die bucklige Verwandtschaft, angemessen maskiert in Schwarz, doch angetrieben von Habgier auf satte Häppchen aus dem Nachlass, stürmt die Kneipe und ist nur an der Frage interessiert: „Was wohl für mich herauskommt?“

In dem Gerangel um die vermeintliche Erbschaft entspinnen sich ebenso feine wie deftige Dialoge und sogar Kampfszenen um Karls Klamotten. Ein gefundenes Fressen für die eingespielte und bühnen-erfahrene Mannschaft und willkommener Anlass, nach Herzenslust die Sau heraus zulassen. Als der Streit ums Erbe von Gipfel zu Gipfel stürmt, taucht schließlich Karl Brammer auf und lässt seine Verwandten virtuell in jene Fettnäpfchen fallen, in die sie erst kurz zuvor getreten sind und auch keines ausgelassen haben.

Dem finalen Crash sind Szenen vorausgegangen, in denen sich Makler Menck (Andree Boysen) und Klamottenhändler Allag (Dennis Keyser) darin übertreffen, die Gunst der „Witwe“ zu erheischen. Eine Liebelei tragen Ex-Stewart Adrian (Henning Lützen) und Kneipen-Mädchen Ulli (Ann-Sophie Mussack) aus, um sich nachher doch noch in die Arme zu fallen. Als wahrer Hammer entpuppt sich ein Baby-Bond, dessen lächerlicher Kaufpreis von zehn Mark nach einer Ziehung zum großen Los für Mary wird und in Form von 50 Riesen Schulden und Sorgen vergessen macht. Die Ehepaare Fiete und Auguste (Peter Krebs/Henny Knies) sowie Amandus und Malwine (Karl-Heinz Knies/Margrit Kreutzfeldt) tragen verbale Gefechte aus. Die eigentliche Story dieser Komödie bekommt durch munter querbeet wuselnde Handlungsstränge jede Menge zusätzlicher Würze, die das Publikum permanent am Kichern hält, das sich immer wieder zu lautstarkem Applaus steigert, besonders dann, wenn Amandus Sötje seine Soli zelebriert, Auguste und Malwine ihre spitze Zunge ausfahren und Fiete Brammer vom Schatten seiner Auguste dominiert wird. Die buckelige Verwandtschaft versteht es meisterhaft, die freudige Erwartung auf die Erbschaft ebenso zu spielen wie das Entsetzen, als Kuddel Brammer „aus den Tiefen der Nordsee“ empor steigt, und mit seiner leibhaftigen Präsenz alle Hoffnungen zunichtemacht.

Die Geschichte um den Kneipenwirt Karl Brammer bleibt trotz deftiger Späße ein herzhafter Jux und niveauvolle Unterhaltung. Alle Rollen der Komödie waren trefflich besetzt – und der Beifall für das Bühne-Ensemble hochverdient.

Dieter Wrege

 

Wenn ein Dieb die Irren therapiert

Das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ begeistert mit dem Stück „Der Neurosenkavalier“ das Publikum in der Stadthalle

Auf der Klaviatur der Neuropsychologie lässt sich gut klimpern. Das bewies das Niebüller Amateurtheater „Die Bühne“ eindrucksvoll mit ihrer 36. Inszenierung. Ihr diesjähriges Stück – halb Psychokomödie, halb Krimi-Jux – wurde wieder ein unterhaltsames Vergnügen und der Titel „Der Neurosenkavalier“ ein Hit, dem das siebenköpfige Bühne-Ensemble mit Gags und gekonnter Gestik und Mimik ein rasantes Tempo verlieh.

Die Handlung begann mit dem Diebstahl in einem Supermarkt, in dem der als Weihnachtsmann verkleidete Felix Bollmann (Karl-Heinz Knies) die Kasse stahl. Weil man ihn ertappte, büxte er aus und fand in der nahen Neuropraxis von Prof. Otto Unterschlupf. Dort erwartete man eine Vertretung für den abwesenden Chef. Assistentin Fräulein Engel identifizierte Bollmann als den Vertreter und wies ihn ins Sprachzimmer, wo der clevere Bolli gleich in Aktion trat und – wie sich bald zeigen sollte – tolle Therapieerfolge feierte.

Dabei half ihm die Erkenntnis, dass angeblich jeder Dritte im Lande eine Meise hat. Dafür gab es dann auch gleich drei personifizierte Beispiele: die frustrierte Autorin Claudia Carrera (Henny Knies), die Kleptomanin Sybille Bast (Nicole Ketelsen), den Finanzbeamten Appelhans, der sich für Elvis hielt (Henning Lützen) und den glücklosen Kommissar Maiwald (Albert Hansen). Ihnen allen wusste Bollmann zu helfen. Dabei half ihm, dass er in seine Therapien (veterinär-)medizinische Eloquenz aus seinem Studium einzubringen wusste.

Zu seinen Patienten bekam er schnell Kontakt – gemäß der jeweiligen Macke, die diese hatten. Frau Carrera hatte es mit dem Outfit. Sie erschien als „Niebüller Stadthase“. Kommissar Maiwald war hinter dem diebischen Weihnachtsmann her. In Frau Bast erlebte er sein kleptomanisches Ebenbild. Und in Jürgen Appelhans den „fast echten“ Elvis Presley, der mit Beispielen seiner Songs eine Riesenstimmung in der Stadthalle auslöste.

Im Vorzimmer bahnte sich eine Liebelei zwischen dem echten Vertreter des Professors Dr. de Witt (Dennis Keyser) und Fräulein Engel an, im Sprechzimmer desgleichen eine solche zwischen den beiden Kleptomanen. Und nach und nach kamen sie alle ans Ziel, sogar Kommissar Maiwald zum diebischen Weihnachtmann – auch wenn’s nicht der richtige war.

Und schließlich entwickelte auch Felix Bollmann den Willen, sein Leben zu ändern und das an mehreren Adressen gestohlene Geld zurückzugeben. Einen Teil behielt er jedoch, um den Champagner zu finanzieren, mit dem zum Schluss auf alles angestoßen wurde.

Die Zuschauer applaudierten dem Bühne-Ensemble, das unter der Regie von Peter Krebs und Claudia Samson-Hoeg eine vorzügliche Leistung abgeliefert hatte. Diebische Freude hatte das Publikum vor allem an Karl-Heinz Knies, dem die Rolle des Bolli wie auf den Leib geschrieben schien und der Wahrnehmungen und Gefühle trefflich zu interpretieren und Gags und Pointen punktgenau zu platzieren wusste. Mit der Wahl dieser mittlerweile 40 Jahre alten Boulevard-Komödie von Gunther Beth und Alan Cooper hatte die „Bühne“ ein glückliches Händchen. Angesichts des tollen Erfolgs muss auch die Teamarbeit an und hinter den Kulissen erwähnt werden. Der erste Beifall nach Öffnen des Vorhangs galt wie immer Sigi Fischer und seinem dieses Mal besonders farbenfrohen Bühnenbild. Es war also wieder einmal eine rundum stimmige Leistung, die das Niebüller Amateurtheater auf die Bühne zauberte.

07.03.2016 SHZ dew

 

Syltfunk – Sölring Radio

2016

Akteure in Hochform: Neurosenkavalier betört ganz Niebüll

Den Audio Beitrag finden Sie unter folgendem Link: http://syltfunk.de/?p=4848

In der Stadthalle ging es am Sonnabend hoch her. Die Niebüller Bühne präsentierte den „Neurosenkavalier“ in der Inszenierung von Peter Krebs. Ein Stück, das das Stimmungsbarometer rasant ansteigen ließ, ganz heftig sogar. Am Ende gab es knapp zehn Minuten Dauerbeifall.

In der Hauptrolle Karl-Heinz Knies, das Stück passt nicht nur zu ihm, sondern auch zu seinen ebenso brillanten Mitspielern. Peter Krebs hatte mit seinem Regieassistenten André Boysen einen idealen Partner. Die beiden hatten das Team extrem klasse getrimmt: Die Akteure waren in Hochform.

Knies ist als schräger Warenhausräuber eine Top-Besetzung. Ein seltsamer Vogel, der auf der Flucht unversehens als Psychologe arbeiten muss. Ungewöhliche Charaktere in der Sprechstunde. Eine frustrierte Bestsellerautorin (Henny Knies komisch wie immer), ein wiedergeborener Elvis (sagenhaft: Henning Lützen) und – ausgerechnet – eine reiche Kleptomanin (verführerisch: Nicole Ketelsen). Zwischendurch gibt es Techtelmechtel und Zündstoff mit der Sprechstundenhilfe (sehr kess: Maike Lützen) und einem weiteren Nervendoktor (souverän: Dennis Keyser). Am Ende taucht auch noch ein depressiver Kriminalbeamter (super in seinem Stimmungswechsel: Albert Hansen) auf. Jede Menge an Situationskomik ist garantiert. Bühnenleiterin Claudia Samson-Hoeg war wie das ganze Ensemble nach der Premiere einfach nur happy. Ein großer Erfolg für alle. Die Akteure bleiben auch in den kommenden Wochen in Hochform und für ein Festival der Lacher sorgen. Nun heißt es also, sich schnell mit Eintrittskarten einzudecken. Die gibt es in Niebüll in der Bücherstube Leu. Weitere Termine: 9./11./12./17./18. März, 20 Uhr, 13. März, 15.30 Uhr.

 

Tolle Premiere

Bühne brilliert in der Stadthalle Niebüll

Die Niebüller Bühne bescherte den Besuchern in der ausverkauften Stadthalle einen unbeschwerten Abend – und beschenkte sich selbst für die intensive Proben- und Vorbereitungszeit mit einer tollen Premiere.

„Kein Theater ohne Vater!“ stand auf dem Programm, inszeniert von Peter Krebs. Peter Krebs spielte denn auch die Hauptrolle in der abwechslungsreichen Komödie. Dennis Keyer gab den Sohn Mark, der in einer Wohngemeinschaft lebt, und vorgibt Jura zu studieren. Alles Lüge, denn er will Schauspieler werden. Als der Vater sich in der Wohngemeinschaft einnistet, beginnt der Wahnsinn.

Maike Lützen überzeugte als dessen Freundin genauso wie die WG-Mitbewohner Thorsten Jensen, Nicole Ketelsen und Dennis Petersen. Henny Knies begeisterte als Mutter, Ann-Sophie Mussack gefiel als Schwester. Weitere Protagonisten des Stücks waren Albert Hansen als Hausmeister und Mandy Gilde als Partybekanntschaft.

Die Zuschauer waren vom ersten Moment, nachdem sich der Vorhang gehoben hatte, begeistert, geizten nicht mit Beifall. Am Ende der Aufführung gab es für die zu Recht Darsteller tosenden Applaus.

Weitere Aufführungen laufen am Mittwoch, 7. März, Freitag, 9. März, Sonnabend, 10. März, Donnerstag, 15. März und Freitag, 16. März, Beginn jeweils 20 Uhr. Karten gibt es in der Bücherstube Leu, Hauptstraße.

Arndt Prenzel

SHZ 05.03.2018

 

Gepfefferte Dialoge

Die „Bühne“ in Niebüll feiert Premiere mit „Kein Auskommen mit dem Einkommen!“

In der Stadthalle feierte Niebülls Theaterensemble „Die Bühne“ mit Fritz Wempners „Kein Auskommen mit dem Einkommen!“ eine umjubelte Premiere. In den Hauptrollen überzeugten die Hauptdarsteller Henny Knies, Ann-Sophie Mussack, Peter Krebs und Dennis Keyser, der für den erkrankten Thorsten Jensen kurzfristig eingesprungen war.

Starken Szenenapplaus bekam Karl-Heinz Knies, der als geplagter Ehemann brillierte. Die Geschichte ist einfach, aber wirksam: Die Rentner August und Ida Bodendiek haben kaum ein „Auskommen mit dem Einkommen“. Doch statt zu jammern, planen beide eine Untervermietung mit Kost und Logis. Doch es gibt ein Problem: Ida möchte einen männlichen Untermieter, während August eine Untermieterin bevorzugt, Missverständnisse potenzieren sich.

Schon hier haben sich Henny Knies und Peter Krebs in kurzen Dialogen wunderbar in der Wolle. Ein Blumentopf, der für boshafte Nachbarin Sprott gedacht ist, trifft eine junge Frau. August Bodendiek hat Sekretärin Lisa erwischt – die bald neue Untermieterin wird. Parallel hat Gattin Ida jedoch den jungen Lkw-Fahrer Klaus als Untermieter aufgenommen. Wie soll denn das ausgehen? Die Eheleute geraten in Panik. Dann folgt die Erkenntnis, dass man doppelt vermieten und verdienen kann. Die Missverständnisse potenzieren sich von Minute zu Minute. Köstlich: die Auseinandersetzungen zwischendurch mit der Nachbarin, deren Ehemann Trost bei den Bodendieks sucht und findet.

Peter Krebs und Karl-Heinz Knies spielen sich unter viel Beifall die Bälle zu. Nach der Pause nimmt das Stück deutlich an Fahrt auf. Die Dialoge sind kürzer und voller Pfeffer, es passiert einfach mehr. Die Situationskomik bringt das Publikum in Wallung. Die Verwirrung steigert sich, es bringt viel Spaß, zuzuschauen. Das Publikum fiebert mit. Und muss sich doch gedulden, da es immer wieder Widrigkeiten und Widerstände gibt. Wortspiele und Wortwitz treiben das Stück in die Schlusskurve. Am Ende gibt es tosenden Beifall für alle Darsteller.

Die beiden Regisseure Margrit Kreutzfeld und Dennis Keyser haben die Komödie gut in Szene gesetzt, der Besuch lohnt sich – das hat Tradition bei der Bühne.

Der Vorverkauf läuft weiter in der Bücherstube Leu (Telefon 04661/5722) in der Niebüller Hauptstraße. Aufführungstermine: 8./9. 13.-15. März, 20 Uhr, Nachmittagsvorstellung am Sonntag, 11. März, 15.30 Uhr. Dafür gibt es die Karten nur an der Kasse.

Arndt Prenzel SHZ 06.03.2019